Ins Westeis
Als die junge Tierärztin Mari mit dem Robbenfangschiff von Tromsø ausläuft, ist sie voller Tatendrang. Ihre Aufgabe ist es, im Auftrag der norwegischen Fischereiaufsicht die Expedition zu überwachen. Die Männerbesatzung erscheint ihr freundlich, sie lässt sich in den Arbeitsalltag an Bord einbinden. Jedoch je näher sie ihrem Ziel Grönland kommen, umso mehr verändert sich die Atmosphäre an Bord…
Die Männer werden angespannt, Mari fühlt sich ständig beobachtet. Kaum traut sie sich noch zu duschen, denn ihre Kleider werden versteckt. Außerdem sind nun die ersten Robben zu sehen und Mari muss erleben, dass die Männer sich schlimmer als Raubtiere benehmen. Sie schießen auf alles, was sich bewegt: Muttertiere, Junge, es ist vollständig egal. Durch ihre Kritik wird sie zum Feind der Mannschaft und auch eine dänische Schiffskontrolle an Bord bringt Mari keine Entlastung…
Dieser Roman ist eine einzige Anklage der Menschen und ihrer Verbrechen an der Natur. Die bedrückende Atmosphäre und Enge an Bord, sowie Maris Ohnmacht gegenüber der Männergesellschaft wird eindringlich geschildert. Und die Schilderungen der tagtäglichen Tierquälereien sind sicherlich nichts für schwache Nerven. Ein bemerkenswertes, aufrüttelndes Buch, bei dem man sich fragt: Wie viel mag hier Wahrheit, wie viel Roman sein?!
Tor Even Svanes, geb. 1978, wuchs auf der Insel Tjørne im Oslofjord auf. „Ins Westeis“ ist sein dritter Roman. Svanes lebt in Oslo und arbeitet als Wissenschaftler an der Universität von Oslo sowie als Schriftsteller.
Rezension: Angelika Steinhäuser
Tor Even Svanes
Ins Westeis
Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs und Andreas Munstermann
Originaltitel: Til Vestisen
Osburg Verlag Hamburg 2016, 198 Seiten
ISBN 978 3 95510 115 2
Preis: 18,00 €