Dein Leben und meins
Märit besucht nach 51 Jahren wieder den Ort, in welchem sie ihre Kindheit verlebt hat. Eigentlich wollte sie nie wieder zurückkehren, jedoch die Einladung ihres Zwillingsbruders zu ihrem gemeinsamen siebzigsten Geburtstag ist ein Grund, ihre Meinung zu ändern. Aber die Schatten der Vergangenheit holen sie wieder ein, sie muss sich mit längst verdrängten Geschehnissen auseinandersetzen…
Denn eigentlich waren es Drillinge, die geboren wurden. Aber ihre Schwester starb sofort, nur zwei Babys konnten überleben. Jedoch die Schwester ist in ihren Kopf eingedrungen. Ihr Geist hat überlebt und spricht mit ihr, ständig gibt sie ihre Kommentare zu allem, was Märit anfängt. Das ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem Märit kämpft. Da gibt es noch die unselige Familiengeschichte um ihren älteren Bruder, der geistig behindert war, in ein Heim gesteckt wurde und dort zu Tode kam. Und die Vorkommnisse um ihre Mutter und den Tod der Großmutter im Elternhaus, in welchem jetzt der Bruder mit seiner Frau Kajsa lebt. Kajsa ist einst Märits beste Freundin gewesen und eigentlich möchte Märit sich gerne mit ihr aussprechen…
Die Autorin setzt sich mit der Behandlung und Ausgrenzung behinderter Menschen in der Vergangenheit intensiv auseinander. Dieses Thema verpackt sie in einen Roman, in eine Abrechnung mit einem Leben, eine Verarbeitung von Problemen, die bis in die früheste Kindheit zurückreichen. Sie versteht es packend zu formulieren und interessant zu schreiben, daher: wirklich empfehlenswert!
Majgull Axelsson ist ausgebildete Journalistin und setzt sich in ihren Büchern für gesellschaftliche Randgruppen ein. Den Durchbruch hatte sie 1997 mit „Die Aprilhexe“, der mit dem August-Preis der schwedischen Verlegervereinigung ausgezeichnet wurde.
Rezension: Angelika Steinhäuser
Majgull Axelsson
Dein Leben und meins
Aus dem Schwedischen von Christel Hildebrandt
Titel des schwedischen Originals: „Ditt liv och mitt“
List Verlag im Ullstein Buchverlag Berlin 2018, 363 Seiten
ISBN 978 3 471 35172 7
Preis: € 22,00